Zeit für Tiefe – Die beruhigende Kraft des Herbstes
- Jutta Pietsch

- Oct 26
- 2 min read
Updated: 1 day ago
Liebe Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter,
derHerbst ist mehr als nur eine Jahreszeit – er ist ein natürlicher Rhythmusgeber für unser NervensysteLiebem. Während die Tage kürzer werden und die Natur sich zurückzieht, spüren viele von uns einen inneren Drang, ebenfalls langsamer zu werden. Und das hat nicht nur eine poetische, sondern auch eine ganz konkrete, körperlich-medizinische Grundlage.
Was im Nervensystem passiert
Unser Nervensystem besteht im Wesentlichen aus zwei Gegenspielern: dem Sympathikus
(er aktiviert uns, macht uns wach und bereit zum Handeln) und dem Parasympathikus
(er beruhigt, verdaut, regeneriert).
Im Sommer, wenn Licht und Aktivität überwiegen, ist unser Sympathikus oft stark gefordert. Der Herbst dagegen – mit seinen sanften Farben, kühleren Temperaturen und dem leiseren Rhythmus – unterstützt unseren Parasympathikus. Wir schlafen wieder tiefer, unser Körper produziert durch die zunehmende Dunkelheit mehr Melatonin, und das Bedürfnis nach Rückzug, Wärme und Ruhe wächst.
Das erklärt, warum Spaziergänge durch raschelndes Laub, ein heißer Tee oder der Duft von Herbstgewürzen uns nicht nur seelisch guttun, sondern auch unser vegetatives Nervensystem regulieren: Herzschlag, Atmung und Verdauung kommen ins Gleichgewicht, Stresshormone sinken, innere Ruhe wird fühlbar.
Wie wir diese Kraft sammeln können
Der Herbst schenkt uns eine Art „natürliche Bremse“. Wenn wir sie bewusst nutzen, können wir gestärkt und geerdet in die oft turbulente Endjahresphase gehen.
Ein paar Impulse dafür:
1. Licht bewusst tanken: Gehe so oft wie möglich ins Tageslicht. Selbst graue Herbsttage liefern genug Helligkeit, um Deinen Biorhythmus zu stabilisieren.
2. Wärme von innen und außen: Suppen, Tees mit Ingwer, Zimt oder Fenchel nähren nicht nur, sondern aktivieren auch das parasympathische „Wohlfühlsystem“. Wärme entspannt die Muskulatur und signalisiert Sicherheit.
3. Atmen wie der Herbstwind: Übe bewusstes Ausatmen. Das verlängerte Ausatmen aktiviert direkt den Parasympathikus. Probiere: 4 Sekunden einatmen, 6 Sekunden ausatmen.
4. Loslassen üben: So wie die Bäume ihre Blätter abgeben, kannst Du kleine Dinge loslassen – To-dos, die nicht mehr wichtig sind, Gedanken, die Dich beschweren. Frage Dich: Was darf heute leichter werden?
Ein kleines Herbstmantra
„Mit jedem Atemzug lasse ich los. Mit jedem Atemzug finde ich Ruhe.“
In meiner langjährigen Arbeit als Therapeutin und Coach sehe ich immer wieder:Viele Menschen geraten im Herbst in Erschöpfung, weil sie gegen den natürlichen Rückzug ankämpfen.
Doch gerade jetzt schenkt uns die Natur alles, was das Nervensystem braucht –Regeneration, Achtsamkeit und Neuordnung.
Wenn du lernst, dich auf diesen Rhythmus einzustimmen,wird der Herbst zu deiner Therapiezeit in der Natur –ein Raum, um Kraft zu sammeln, Altes loszulassen und innere Ruhe zu finden,bevor der Winter dich zur Tiefe einlädt.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist der Herbst die Zeit des Metall-Elements, verbunden mit Lunge und Dickdarm – den Organen des Loslassens.
Alles, was uns in dieser Phase stärkt, unterstützt auch die Fähigkeit, körperlich und seelisch Ballast abzugeben:bewusste Atmung, warme Speisen, Bitterstoffe und Rituale des inneren Aufräumens.
So wie die Bäume ihre Blätter abgeben, darfst auch du jetzt loslassen,was dich schwer macht –um Platz zu schaffen für das Neue, das im kommenden Frühjahr wachsen will.
Wenn wir uns auf diesen natürlichen Rhythmus einschwingen, wird der Herbst zu einer Kraftquelle, die uns trägt – bis hinein in die oft fordernde Endjahreszeit. So gehen wir nicht erschöpft, sondern genährt und gesammelt in den Winter.
Von Herzen
Deine Jutta



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